Emotionale Abgrenzung im Konflikt – Das Aschenputtel-Prinzip

Ein harmloses Missverständnis geht in ein Wortgefecht über und schon steckt man mittendrin: Wenn Konflikte eskalieren, kochen die Emotionen über. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie es Ihnen gelingt, sich in Konflikten emotional abzugrenzen und was das Märchen der Gebrüder Grimm damit zu tun hat.

Konfliktmanagement: So gelingt die emotionale Abgrenzung

In meinen Seminaren zum Konfliktmanagement erkläre ich das Prinzip der emotionalen Abgrenzung gerne anhand eines strapazierfähigen Küchenutensils: Eine Teflonbeschichtung ist resistent gegen Hitze – sie hält dem Feuer stand.

Wenn Konflikte offen und emotional werden, brodelt auch in uns das Feuer – wohlwissentlich, dass hitzige Wortgefechte im Business-Kontext nichts zu suchen haben. Also wälzt man die Ereignisse im Kopf hin- und her, analysiert die Situation und das Verhalten der Beteiligten. Wo es nicht gelingt, logische Erklärungen zu finden, nimmt man Kritik und Angriffe persönlich – und den Konflikt mit nach Hause.

Wie gelingt es also, in solchen Situationen aus der Gedankenspirale auszusteigen? Selbstregulation lautet die Devise – denn aktives Konfliktmanagement bedeutet immer auch Gefühlsmanagement.

Emotionale Abgrenzung und das Aschenputtel-Prinzip

Im Märchen der Gebrüder Grimm wird Aschenputtel von den bösen Stiefschwestern dazu genötigt, mühevoll einen Sack Linsen zu lesen: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen…

Auch in emotional aufgeladenen Situationen kann es helfen, uns neu zu sortieren – indem wir uns unserer eigenen Anteile am Geschehen bewusst werden und von jenen des Gegenübers trennen.

So wirken emotionale Grundbedürfnisse im Konflikt

Der amerikanische Psychologe Daniel Shapiro ist Leiter des International Negotiation Program der Harvard Medical School in Boston und Autor zahlreicher Bücher zum Thema. In seinem Buch „Beyond Reason: Using Emotions as You Negotiate“ zeigt er, wie wir in emotionalen Konflikten oder Verhandlungen mit den 5 emotionalen Grundbedürfnissen des Menschen (Wertschätzung, Verbundenheit, Autonomie, Status und Rolle) arbeiten können:

  • Zeigen Sie Ihre Wertschätzung, indem Sie den Standpunkt, die Gedanken und Gefühle Ihres Gegenübers anerkennen. Wechselseitige Wertschätzung ist die Grundlage eines positiven Miteinanders.
  • Verbundenheit ist das Bedürfnis, Teil einer Gruppe oder eines Teams zu sein. Fehlt die emotionale Verbindung, fühlen wir uns austauschbar und isoliert.
  • Autonomes Handeln, also die Freiheit, sich für oder gegen etwas entscheiden zu können, begünstigt kreative Prozesse. Fühlen wir uns in unserem Handlungsspielraum beschränkt, wirkt sich das nachteilig auf unsere Motivation aus.
  • Unser Status – das eigene Ansehen – muss von anderen respektiert werden.
  • Die Rolle, die wir im Unternehmen bekleiden, empfinden wir idealerweise als sinnstiftend.

Sobald unsere emotionalen Grundbedürfnisse verletzt werden, fühlen wir uns getriggert – und reagieren mit starken Emotionen.

Deshalb ist es wichtig, sich seiner Triggerpunkte (meist alte Glaubenssätze) bewusst zu werden, um unsere eigenen Anteile an Konflikten zu erkennen. Dadurch lernen wir, was uns im Alltag in Rage bringt und wie wir unsere Anteile von jenen des Gegenübers unterscheiden können.

Folgende Fragen helfen Ihnen dabei:

  • Welche Triggerpunkte locken mich immer wieder aus der Reserve?
  • Was genau bringt mich dabei in Rage?
  • Welche Glaubenssätze oder (unterdrückten) Bedürfnisse könnten dahinter stecken? Möchte ich soziale Anerkennung, möchte ich gebraucht werden? Kämpfe ich für eine gute Lösung?
  • Was treibt mich also im Inneren an?

Erlaubenssätze nutzen und sich aus dem Konflikt zurückziehen

Sobald Sie Ihre Triggerpunkte kennen, können Sie sich im Alltag selbst beobachten und Ihre innere Haltung ändern. So können Sie sich zukünftig selbst erlauben, emotional aus der Diskussion auszusteigen, indem Sie sich etwa sagen: „Ich könnte jetzt noch weitere Argumente vorbringen, aber mein Seelenfrieden ist mir wichtiger, als unbedingt Recht haben zu müssen.“

Auf diese Art geben Sie auch die Verantwortung für das Verhalten anderer ab.
Eine wertschätzende Antwort wäre zum Beispiel: „Das ist ein schwieriges Thema, wollen wir hier jetzt wirklich tiefer einsteigen?“ Wenn das Gegenüber nun antwortet: „Ja, sicher!“, dann können Sie kontern: „Gut, wieviel Zeit werden wir dafür benötigen?“

In erster Linie geht es bei Deeskalationsstrategien darum, dem Gegenüber vorerst kein Öl mehr ins Feuer zu gießen. Erst wenn die Emotionen wieder abflachen, wird eine konstruktive Diskussion möglich sein.

Tipp zum Schluss: Versuchen Sie das Aschenputtel-Prinzip erst bei Menschen, mit denen sie ein gutes Verhältnis haben, bevor sie es in einer bereits festgefahrenen Situation anwenden. Üben Sie zwei, dreimal, formulieren Sie Ihre eigenen Sätze und danach wagen Sie sich an Ihre KonfliktpartnerInnen.

Als Unternehmensberaterin und Coach in Wien biete ich Führungskräftetrainings, Verhandlungstrainings sowie Konfliktmanagement. Vereinbaren Sie Ihr kostenloses Erstgespräch oder sehen Sie sich meine Referenzprojekte an.

Ihre Mag. Anneliese Breitner, PhD, AnneBreitner GmbH

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